Die IT-Organisation im Krankenhaus: Balanceakt zwischen Wirtschaftlichkeit und Versorgungsqualität 

In einer zunehmend digitalisierten Welt stehen Krankenhäuser vor besonderen Herausforderungen im IT-Management. Sie haben spezifische Rahmenbedingungen.

Krankenhäuser sollen wirtschaftlich effizient arbeiten und gleichzeitig eine umfassende Versorgung für eine alternde Bevölkerung gewährleisten. In diesem Umfeld muss die IT-Organisation oft Unmögliches leisten: die Unterstützung medizinischer Kernprozesse mit höchster Verfügbarkeit, die Gewährleistung von Datenschutz bei gleichzeitiger Datenbereitstellung für KI-Anwendungen und das Management einer historisch gewachsenen Systemlandschaft, die bis zu 600 Applikationen umfassen kann. 

Warum Standardisierung anders gedacht werden muss 

Standardisierung in Krankenhäusern ist komplexer als in anderen Branchen: Jede Fachabteilung benötigt spezialisierte Lösungen, lebenswichtige Systeme erlauben keine Kompromisse und strenge Regulierungen erhöhen den Aufwand. Hinzu kommen aktuelle Herausforderungen wie die Ablösung bewährter Systeme, die zusätzliche Ressourcen binden. 

Transparenz als Schlüssel zur Verbesserung 

Transparenz ist der Schlüssel zu einer effizienteren IT-Organisation im Krankenhaus. Viele Einrichtungen kennen die IT-Kosten ihrer Prozesse nicht – eine verursachungsgerechte Kostenzuordnung schafft Klarheit und ermöglicht gezielte Optimierungen. Die Dokumentation von Prozessen und Systemen hilft, Redundanzen zu erkennen und Komplexität zu reduzieren. Angesichts wachsender Cyberbedrohungen ist ein klarer Überblick über die Sicherheitslage unerlässlich, um Risiken effektiv zu managen. Diese Transparenz auf mehreren Ebenen bildet die Grundlage für wirksame Hebel in den folgenden Handlungsfeldern. 

Ansätze für eine zukunftsfähige IT-Organisation 

  1. IT-Governance und strategische Steuerung 
    Effiziente IT im Krankenhaus braucht klare Verantwortlichkeiten und transparente Entscheidungsstrukturen. IT-Governance bedeutet nicht nur Budgetverantwortung, sondern auch die strategische Ausrichtung der IT im Zusammenspiel mit medizinischen und kaufmännischen Zielen. Ein interdisziplinäres IT-Steuerungsgremium mit Vertreter:innen aus Klinik, IT und Geschäftsführung ist essenziell, um Initiativen gemeinsam zu bewerten und strategisch zu priorisieren. 
  1. Optimierte IT-Aufbauorganisation 
    Viele Krankenhaus-IT-Abteilungen sind historisch gewachsen und operieren in Silostrukturen. Eine moderne IT-Organisation benötigt klar definierte Rollen, abgestimmte Verantwortlichkeiten und Schnittstellen zwischen IT, Medizintechnik und Fachbereichen. 
  1. Enterprise-Architektur als Steuerungsgrundlage 
    Eine Übersicht über die in den medizinischen und Verwaltungsprozessen verwendeten Systeme, Datenflüsse sowie über verbundene Verträge, Lizenzen und Rollen schafft Transparenz für Schwachstellen und eine mittelfristige Finanz- und Personalplanung. 
  1. Vorausschauendes Personalmanagement 
    Der IT-Fachkräftemangel trifft das Gesundheitswesen besonders stark. Gleichzeitig wächst der Bedarf an Spezialwissen und Management-Kompetenzen. Um den Betrieb zentraler IT-Systeme in Medizin und Verwaltung zu sichern, ist eine vorausschauende Ressourcenplanung notwendig. Krankenhäuser sollten gezielt in den Aufbau und Erhalt von IT-Kompetenzen investieren. Langfristig gilt es, die IT als attraktives und innovatives Berufsfeld zu etablieren und so dem Fachkräftemangel nachhaltig entgegenzuwirken. 
  1. Datenmanagement und Interoperabilität 
    Mit KI und dem KHVVG rücken Datenmanagement und Interoperabilität stärker in den Fokus. Die Fähigkeit, Daten flexibel und sicher auszutauschen, wird zum Schlüssel für neue Leistungsgruppen und Kooperationen. So entsteht eine Infrastruktur, die auf die dynamischen Anforderungen der modernen Krankenhauslandschaft vorbereitet ist. 
  1. Moderne und resiliente Infrastruktur 
    Krankenhäuser stehen vor der Herausforderung, ihre IT-Infrastruktur trotz wachsendem Kostendruck und zunehmender Cyberrisiken hochverfügbar und resilient zu gestalten. Während lebenswichtige Systeme lokale Redundanz benötigen, lassen sich weniger kritische Anwendungen flexibel in die Cloud auslagern. Eine klare Priorisierung und erprobte Notfallpläne sind unverzichtbar, um Versorgungssicherheit und Compliance dauerhaft zu gewährleisten. 
  1. Pragmatisches Portfolio-Management 
    Die Vielzahl gleichzeitig laufender IT-Projekte und -Systeme führt zu Ressourcenkonflikten und verhindert die Konzentration auf strategisch wichtige Initiativen. Klassifizieren Sie Ihre Anwendungen nach strategischem Wert und Risiko und erarbeiten Sie einen klaren Priorisierungsrahmen für neue Anforderungen. 


Krankenhäuser akzeptieren die Komplexität ihrer Umgebung und gehen pragmatisch damit um. Die IT-Organisation kann nicht allen Anforderungen gleichzeitig gerecht werden – aber sie kann durch gezielte Transparenz und Fokussierung Wirkung entfalten. 

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Unser Experte: Dr. Martin Glück (martin.glueck@moysies.de)